Menschen oder: Die Steine auf dem Weg zur Besserung
Wer hoch hinaus will, kann tief fallen. Doch wer denkt, dass der Boden des Abgrundes das Ende sei, der hat nur noch nie versucht, weiter zu graben. Die Wege, die ich ging, führten über Berge und Täler und überall, wo ich war, wart auch ihr. Menschen bevölkern die ganze Welt. Alle sind für sich genommen einzigartig und doch sind sie alle gleich. Sie dienen einem größeren Zweck. Ich sehe in euch in etwa so was wie Legosteine, in Farbe und Größe verschieden, dienen sie doch nur dem Ziel, etwas noch Größeres zu erschaffen. Sie sind ein notwendiges Material und ist das Ende erst erreicht, reißt man alles wieder ein und baut etwas Neues. Wenn ich euch also um eure Träume und Hoffnungen bringe, dann nur, weil ich dieser einen Meinung bin: „Danken müsstet ihr demjenigen, der euch eurer Zukunft beraubt, denn sie sieht nicht gut für euch aus …“ Ich sah all die Kriege und all das Leid. Kummer und Elend, wohin das Auge reicht. Ich sah, wie Menschen geboren wurden und wieder starben. Ich sah neue Technologien entstehen und veralten. Ich sah, wie man Herrscher wählte und wie deren Epoche zu Ende ging. Ich sah Sieger und Verlierer. Ich sah, wie man Bücher schrieb und verbrannte. Ich sah schon so vieles, doch in all der Zeit war die Dummheit der Menschen die einzige Konstante!
** Allgemein ***
Ihr seid schon eine merkwürdige Schöpfung. Ihr habt Ohren, mit denen ihr bestimmte Laute verstummen lassen, und Augen, mit denen ihr bestimmte Dinge ausblenden könnt. Alles zum Wohle eurer Rasse oder sollte ich besser sagen zur Selbsterhaltung eurer Person. Ihr versteckt euch hinter Masken und leeren Phrasen. Richtet euch und euer Leben nach Regeln, Gesetzen und Richtlinien aus. Schwört auf Tugenden, predigt Moral, verachtet alles, was gegen eure Prinzipien verstößt, und tut alles, um unabhängig und frei zu sein. Seid Individuen ohne eigenen Charakter und ohne eigene Meinung. Teilt euer Leben gerne mit Gleichgesinnten und heuchelt aller Welt Glück vor, auch wenn es euch von innen her auffrisst. Ihr schwört darauf, dass man aus Fehlern lernt, und scheitert trotz allem immer wieder an den gleichen Problemen. Durch Naivität und Hoffnung geblendet, stolpert ihr über Steine, die ihr euch selbst auf den Weg legt. Hilfe akzeptiert ihr dankend, doch Ratschläge entschwinden euren Köpfen schneller, als manch einer bis drei zählen kann. Es kommt mir so vor, als hätte fast jeder Mensch ein Brett vor den Augen und die Entfernung von Kopf und Brett bestimmt dann den Horizont. Es soll aber auch Leute geben ohne ein solches Brett, diese Leute haben dann aber leider meistens einen Horizont mit dem Radius null und nennen das dann ganz stolz ihren Standpunkt. Alle wollen sie Beständigkeit, Stabilität und Sicherheit, aber nichts im Leben hat Bestand, das zeigt alleine schon die Tatsache, dass man im Laufe seines Daseins eine Vielzahl an Gegebenheiten verliert. Obwohl ihr immer wieder Dinge verliert, seien das nun Gegenstände, Personen, Tiere oder gar Erinnerungen, klammert ihr euch an das, was euch geblieben ist. Ich kann nicht in die Zukunft sehen, aber bei einem bin ich mir sicher: Auch das, was ihr jetzt noch als unvergänglich betrachtet, wird euch früher oder später verlassen! Ihr werdet es verlieren und das ist, auch wenn ihr es jetzt noch nicht einsehen wollt, vollkommen notwendig! Nichts war, Nichts ist, Nichts bleibt! So und nicht anders sieht die Welt aus. Doch wo Nichts ist, kann man erschaffen, was immer einem beliebt. Wie der Maler mit dem Pinsel auf einem weißen, leeren Blatt Papier ein Kunstwerk erschafft, so kann man seine eigene Welt kreieren und das ganz ohne Pinsel, es reichen alleine die Gedanken. Diese Gedanken jedoch dürfen nicht eingeschränkt nutzbar sein. Solange ihr euch durch die Gesellschaft definiert, so lange hängt ihr an Kreuz und Garn und so lange seid ihr in allem eingeschränkt!
*** Marionetten ***
Der Mensch ist von Geburt an dazu bestimmt, eine Marionette zu sein. Er wird quasi mit Kreuz und Garn geboren. Wenn auch anfangs alles neu erscheint, so wird schnell klar, dass man zum Überleben sich der Masse beugen muss. Man lernt lieber die gleiche Sprache wie der Umkreis, in dem man sich befindet, und man bezeichnet lieber alles so, wie man es eingetrichtert bekommt. Kommunikation wird zum notwendigen Übel in zwischenmenschlichen Beziehungen und all das Benehmen und Agieren in der Gesellschaft wurde lange vorher schon vom Elternhaus geprägt. Es wird immer eine höhere Macht geben, die an euren Fäden zieht. Sind das anfangs nur die Eltern, so sind es später Lehrer, Chefs, die Justiz. Sogar Gott spielt hier eine Rolle als Puppenspieler. Da kann man sich ja unter anderem die Frage stellen, wieso die Christen gerade ein Kreuz als Symbolik gewählt haben. Doch ich schweife ab. Sollte man es schaffen, aus irgendwelchen Gründen die Puppenspieler zu enttarnen und zu verjagen, so bleibt das Problem trotz allem bestehen, denn nun seid ihr es selbst, die an euren Fäden spielen. Ob ihr es nun verstehen wollt oder nicht, doch dann steht ihr euch im wahrsten Sinne des Wortes selbst im Wege. Ihr könnt zwar versuchen euer Leben einigermaßen selbst zu bestimmen und euch auf neue Wege zu leiten, doch werdet ihr mit Sicherheit feststellen, dass nicht alles so funktioniert, wie ihr euch das anfangs gedacht habt. Das liegt ganz einfach an eurer Erziehung. Sie zwingt euch praktischerweise immer zu etwas, wovon meiner Meinung nach eigentlich jeder Mensch betroffen ist und was ganz dringend näherer Beschreibung bedarf.
*** Selbsttäuschung ***
Schon merkwürdig, wozu der Verstand fähig ist, wenn es gilt, die eigene Person zu schützen, auch wenn man sich nur vor sich selbst beschützt. Ob es nun eine kleine Notlüge oder gar eine lebensverändernde Handlung ist, früher oder später tut es jeder Mensch. Ich habe in all den Jahren keinen Einzigen kennengelernt, der es nicht tut, und einige tun es sogar recht häufig, ja sogar mehrmals am Tag. Sich selbst belügen gehört mittlerweile zum guten Ton, könnte man meinen. Würde man mich nach einer passenden menschlichen Bezeichnung fragen, käme mir am ehesten das Wort „traurig“ in den Sinn. Wer der Meinung ist, der Mensch selbst bestimme sein Umfeld, der irrt, das Umfeld bestimmt den Menschen. Nun, da ihr doch auch nur Tiere seid und etliche Gemeinsamkeiten aufweist, so ist es nun mal gegeben, dass ihr auch nur in einer Herde leben wollt. Und die Herde wählt ihre Schafe. Das Schaf nicht die Herde. „Willst du es im Leben leicht haben, so bleibe immer bei der Herde.“ – F. W. Nietzsche. So eine Herde hat aber ihre eigenen Gesetze und Regeln und wer denen nicht nachkommt, der fliegt im hohen Bogen raus. Die Selbsttäuschung hilft sehr dabei immer schön ein Herdentier zu bleiben. Hierzu ein recht banales Beispiel: Angenommen die Lieblingsfarbe jedes Mitgliedes dieser Herde sei „Rot“ und nun kommt einer, dessen Lieblingsfarbe aber „Blau“ ist. Wird er nach dieser befragt, so muss er lügen, um weiter der Herde anzugehören. Mit der Zeit, wenn er öfters eine „falsche“ Antwort gegeben hat, wird er wohl selbst glauben, dass sich seine Lieblingsfarbe geändert hat. Man sieht, die Selbsttäuschung hat perfekt funktioniert, um den „Status quo“ weiterhin aufrechtzuerhalten. Immer wenn ich bei einem Menschen höre, dass er Ehrlichkeit und Wahrheitstreue als Pflichttugend ansieht und andere verachtet, die diese Tugenden nicht schätzen, dann würde ich am liebsten mein Mittagessen wieder hochwürgen. Ihr wollt Ehrlichkeit und belügt euch meist sogar noch im selben Moment selbst? Nennt ihr so was nicht „Heuchelei“? Was noch viel schlimmer ist: Diese Selbsttäuschung perfektioniert ihr in einem solch hohen Grad, dass sie in vielen Fällen schon rein unbewusst funktioniert. Gute Beobachter bemerken so was daran, dass das Handeln der Person nicht mit dem Gesagtem übereinstimmt. Ironischerweise basiert dieses „Ich-belüge-mich-selbst-Prinzip“ auf der gleichen Ursache, die auch euer ganzes anderes Handeln erklärt.
*** Egoismus ***
Schön zu sehen, dass wenigstens eine Eigenschaft an euch Menschen doch zu etwas zu gebrauchen ist. Gut, dass jede Erziehung euch lehrt, euch zwischen zwei Seiten zu entscheiden. Genau an dem Punkt, wo ihr eure Entscheidung trefft, sieht man euer wahres Gesicht. Jede, ja einfach jede dieser Entscheidungen fällt ihr zum Wohle eurer eigenen Person! Alles Handeln eurer Spezies beruht mehr oder weniger immer auf Egoismus. Ihr seid euch selbst die Nächsten und eure Taten, so altruistisch sie auch sein mögen, dienen nur dem Zweck eurer Befriedigung. Sei es nun zum eigenen Vergnügen, der Anfang oder das Ende einer Beziehung oder gar der Verlust eines geliebten Menschen, jedes Mal handelt ihr egoistisch! Ihr geht mit Freunden aus, damit ihr euch amüsiert. Ihr geht eine Beziehung ein, damit ihr euch nicht so alleine fühlt. Ihr trauert um jemanden, weil ihr jemanden verloren habt. Jedes Mal dreht sich alles nur um euch. Wenn dem nicht so wäre, würdet ihr auch gut zu Hause alleine rumsitzen können, bräuchtet nie einen Partner und würdet auch nie wieder aus dem Heulen rauskommen, weil schließlich jede Sekunde Dutzende Menschen sterben! Ihr Menschen tut gut daran, wenn ihr euch diese eine Eigenschaft zunutze macht. Ich kann rein gar nicht verstehen, warum der Egoismus unter euch Menschen so missachtet wird. Ihr mögt keine Leute, die nur an sich denken, aber ihr mögt sie nur deshalb nicht, weil sie nicht an euch denken. Heuchelei! Ich verstehe ja die Sorge, das Gleichgewicht in der Gesellschaft könnte durch so einen Typen zerstört werden, und wo das endet, weiß wohl jeder sehr genau. Wenn der Kuchen unter vier Leuten aufgeteilt werden soll und jeder alle vier Teile haben will, dann bleibt schlussendlich nur die Sorge um die eigene Person. Schützen muss man die auf jeden Fall und am leichtesten geht das, wenn man Feuer mit Feuer bekämpft.
*** Streit und Krieg ***
Wie oft sitz ich in aller Seelenruhe an einem ruhigen Fleckchen Erde und beobachte euch Menschen dabei, wie ihr euch selbst untereinander das Leben schwer macht. Streit ist eine der gängigsten Umgangsformen des 20. Jahrhunderts. Seien es nun verbale Attacken oder gar physische Auseinandersetzungen. Der Mensch als Egoist muss seinen Standpunkt unter Beweis stellen, koste es, was es wolle. Dies ist in kleinerem Umfeld ja noch zu überblicken, aber es ist verheerend, betrifft es Länder oder ganze Kontinente. Hier führen diese Streitigkeiten früher oder später immer zu einem Krieg. Krieg führen, Waffen laden, Mitmenschen erschießen, am nächsten Morgen aufstehen und von vorne anfangen. Warum und wieso? Es gibt unzählige Gründe, warum ihr Menschen euch untereinander so das Leben erschwert. Einer der häufigsten Gründe ist aber die menschliche Überzeugung, im Recht zu sein! Ich kann euch beruhigt sagen: „Ihr seid immer im Recht, einfach immer! Nur gibt euch das nicht das Recht, andere davon überzeugen zu müssen.“ Wer sich immer nur mit den Gedanken anderer befasst, verliert dabei die Fähigkeit, sich selbst auch mal Gedanken zu machen. Seit Jahrtausenden führen Menschen auf dieser Erde Krieg. In fast jedem Kulturkreis gilt jedoch, dass man aus der Geschichte lernen soll. Na ja, dann fehlt es wohl an Bereitschaft, lernen zu wollen. Im eigentlichen Sinne dürfte ich nicht einmal schlecht darüber reden. Diese Kriege und das ganze Massensterben helfen dabei, diese Welt aufzuräumen. Sie schaffen Platz für eine bessere Zukunft, auch wenn der Weg dahin mit dem Blut jener befleckt ist, die doch eigentlich nichts dafürkonnten, dass sie in eine so grausame Zeit hineingeboren wurden. Ich will auch nicht behaupten, dass diese Zeit, in der wir leben, nun so schrecklich ist, doch bin ich fast sicher, dass es irgendwann vor langer, langer Zeit viel besser gewesen sein muss. Wo bliebe denn der „Spaß“, wenn wir immer noch im Paradies leben würden?
*** Tod ***
Wie viele Fähigkeiten ein Mensch auch hat, eine besitzt einfach jeder: Die Fähigkeit irgendwann ins Gras zu beißen, den Löffel abzugeben, sich die Radieschen von unten zu betrachten, das Zeitliche zu segnen, in die ewigen Jagdgründe einzugehen, den Schritt über die Schwelle zu wagen, abzukratzen oder einfach nur zu sterben. Der Tod, das glückliche Ende eines erbärmlichen Lebens. Einige sehen in ihm etwas Schreckliches, andere etwas Gutes. Er hat etwas Beängstigendes, Mystisches, Vollkommenes und Beruhigendes an sich. Die Mehrheit jedoch fürchtet sich vor ihm und hofft, ihm so lange wie möglich aus dem Weg gehen zu können. Treffen tut es aber jeden, ob früher oder später, ob natürlich oder mit Hilfe. Wenn es so weit ist, beginnt der eigentliche Schwachsinn des Todes: das Begräbnis. Friedhöfe wurden erbaut, um jener zu Gedenken, die das geschafft haben, was eh jeder schaffen wird. Grabsteine, Gedenktafeln, Monumente, Inschriften, Blumen, Kerzen, ja selbst ganze Bauten dekorieren die Orte, an denen die Überreste leerer menschlicher Hüllen liegen und darauf warten, von der Natur als Düngemittel genutzt zu werden. Wer glaubt, dass der Tod das Ende ist, der irrt! Als Allererstes werden alle Familienmitglieder, Freunde und mehr oder weniger nähere Bekannte zu einer Gedenkfeier eingeladen. Die beginnt ganz diskret mit heuchlerischem Rumgeheule vor den Dekos auf dem Friedhof und endet mit einem kostenlosen Besäufnis für alle Teilhaber, nach einem mehr oder weniger delikaten Dinner. Hier werden unter anderem Erinnerungen ausgetaucht und man taucht gemeinsam in die Tiefen der Nostalgie ein. Man stellt so sicher, dass der Mensch nicht vergessen werden kann, oder vergessen werden soll. Schließlich lebt ja anscheinend ein Teil dieser Person weiter. So betrachtet ist man erst wirklich tot, wenn alle, die einen kannten, das gleiche Schicksal erleiden mussten. So oder so ähnlich spielt sich das Ganze in fast jedem Kulturkreis eurer Spezies ab. Verstehen muss das aber keiner, denn, was alle tun, kann doch nur richtig sein!
*** Gruppenzwang ***
Ob in Rudel, Scharen, Meuten oder Herden, Tiere leben in Gruppen und eine ganz besondere Art nennt dies für sich Gesellschaft. Diese werden von den sogenannten Alphatierchen regiert und geführt. Diese geben dann den Ton an und können nicht allzu selten die einzelnen Glieder in eine Art euphorische Trance versetzen. Menschen in Gesellschaft fühlen sich wohl, stark und kleineren Gruppen gegenüber einfach überlegen. Das fängt an mit dem kleinen Freundeskreis und geht von Straßengangs über Dörfer hin zu ganzen Städten, Ländern, Kontinenten. Kulturkreise, Sekten, Religionen, politische Vereine oder Vereine, die ein gemeinsames Hobby teilen, bei all diesen Subgruppen haben die Menschen immer etwas, was sie aneinander bindet und womit sie sich identifizieren können. Natürlich wollen alle nur das Beste, doch beschränkt sich der Willen auf die Gruppe. Womit der Sinn des Wortes Gemeinschaft klar eingegrenzt und neu definiert wird. Es entstehen unweigerlich Konflikte und Meinungsverschiedenheiten, nicht allzu selten sogar Kriege. Ihr Menschen lebt gerne in Gruppen, doch sollte diese für eure Alphatiere immer schön überschaubar sein. Es könnte sich ja sonst einer vorstellen, auch mal an die Spitze zu wollen. Das wäre fatal und schon bei den Tieren sieht man, wohin das führen könnte, der Schwächere kann dabei sterben. Nur gut, dass ihr Menschen in solch einer Hinsicht sehr zivilisiert seid und es kaum zu einem solchen sinnlosen Blutvergießen kommt. Ihr seid schon zufriedengestellt, wenn nur der Ruf und das Ansehen zerstört sind, der Rest erledigt sich dann von selbst. Wozu aber ein solcher Gruppenzwang fähig ist, zeigt sich immer wieder in eurer Geschichte. Nur als Beispiel nenne ich hier mal die Hexenverbrennungen oder die zwei Weltkriege. In allen drei Fällen waren es jeweils Gruppen, die andere Gruppen nicht anerkennen wollten, oder es waren Alphamännchen, die es schafften, unzählige Marionetten in den Tod zu fädeln, und das für einen scheinbar höheren Zweck?! Ich kann nicht sagen, ob so was irgendwann in näherer oder ferner Zukunft wieder einmal der Fall sein wird, und es wäre sinnlos, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Warum in Angst leben vor etwas, was erst kommen könnte, wenn man nur mal auf die Straßen gehen muss und da sieht, dass auch heute noch Gruppen in genau dem Sinne handeln, für den sie damals schon geschaffen wurden.
Jede Gesellschaft übt mehr oder weniger einen gewissen Gruppenzwang auf jeden einzelnen Konsumenten aus. Dies versteckt sich heute in solch subtilen Formen, dass es schwer ist, sich vollkommen davon zu lösen. Die Medien, egal ob Fernseher, Internet oder Zeitungen, all dies lässt die Leute im Glauben, zu etwas Höherem zu gehören. Zigaretten und Alkohol sind nichts, was der Mensch zum Überleben braucht, und trotzdem ist er teilweise abhängig davon. Dies alles ist nur ein kleines Resultat dessen, was Gruppenzwang heutzutage ausüben kann. Solange es aber immer nur den Einzelnen trifft, ist es noch verkraftbar. Was jedoch, wenn es sich wie vorhin schon erwähnt gegen ganze Gruppen bzw. Völker wendet? Der Mensch lernt schnell zu unterscheiden und zu urteilen. In einer Gruppe, wo genau diese Fähigkeit genutzt wird, um andere auszuschließen, entsteht nicht selten ein noch stärkerer Zusammenhalt, der zu noch grausameren Taten verleiten kann.
*** Völkerhass ***
Wenn ich euch Menschen so betrachte, dann seht ihr irgendwann alle gleich aus. Davon abgesehen, dass ihr alle auf dem gleichen Planeten lebt, euch die gleichen Dinge am Leben halten und euch die gleichen Triebe durchs Leben leiten, seht ihr nur von außen her unterschiedlich aus. Diese Nebensächlichkeit fällt einem irgendwann aber auch nicht mehr auf. Es geht jedoch nicht immer jedem so wie mir. Es kommt durchaus vor, und das nicht zu selten, dass sich Gruppen bilden, die genau darauf zielen. Sie sehen die feinen Unterschiede im Aussehen und wissen sofort, dass sie die Differenzen nicht mögen. Woher kommt eine solche Kleinkariertheit? Wie können Menschen nur aufgrund des Äußeren darauf schließen, besser zu sein als andere? Die Tatsache, dass schon viele Tausend Menschen deswegen ihr Leben lassen mussten, ist erschreckend genug. Ich würde sagen, es liegt einfach in der Natur des Menschen, die Probleme bei jenen zu suchen, die anders sind. Damit man selbst oder als Volk besser dasteht, wird die Schuld für das ganze Elend und die Not einfach bei anderen gesucht, es ist einfacher und praktischer. Das Prinzip des Gruppenzwangs hilft da ohne Weiteres, aus Idioten Marionetten zu machen. Ob Völkerhass, Rassenhass oder gar Misanthropie, ihr Menschen findet immer einen Weg, euch im Spiegel anzusehen und mit gutem Gewissen sagen zu können: „Gut, dass ich anders bin!“ Noch viel merkwürdiger ist, dass ihr es sogar schafft, mit der gleichen Einsicht und gleichen Einstellung dennoch in eine Art Konkurrenzkampf zu geraten.
*** Konkurrenzkampf ***
Bei meinen Beobachtungen stellte ich fest, dass es dieses eine kleine Prinzip ist, was euch Menschen fördert. Der Konkurrenzkampf lässt manche von euch richtig aufblühen und gedeihen. Er leitet euch zu neuen Erfindungen und hebt euren Fortschritt immer weiter in die Lüfte. Er ist gesund für Industrie und Konsument. Doch er hat auch seine Schattenseiten, aus ihm entstehen Intrigen, Spionage, Neid und Verrat. Konkurrenzkampf begleitet euch eigentlich euer ganzes Leben lang. Als Kind lernt ihr das Gewinnen und Verlieren mithilfe von Gesellschaftsspielen und so bereitet ihr euch auf ein Leben voller Wettbewerbe vor. Das geht so weit, dass ihr in jeder Kleinigkeit irgendeine Herausforderung sucht. Sei es nun, schneller an einem Ort zu sein als ein anderer oder mehr zu trinken als ein anderer oder einfach nur mehr Freunde zu haben als jeder andere. Ihr sucht irrwitzige Wege und Möglichkeiten, euch mit anderen zu messen und euch selbst in ein besseres Licht zu stellen. Doch so wie es Gewinner gibt, gibt es auch immer wieder Verlierer. Diese sind nicht zwangsläufig dann zufriedengestellt mit dem zweiten Platz, nein, es kommt durchaus vor, dass eine Wiederholung gefordert wird oder dass in ganz schlimmen Fällen sogar ein Streit ausbricht. So ein Streit lässt dann auch wieder mal einen Sieger hervortreten. Scheinbar witzlos, aber auch in allen anderen Lebensbereichen ist dieser Konkurrenzkampf anzufinden. Die Hausfrau, die versucht schöneres Essgeschirr zu haben als die Nachbarin, der fromme Christ, der versucht gläubiger zu sein als der Mann von gegenüber usw. Es war noch immer so und wird auch sicherlich nicht so bald enden, aber der Stärkere überlebt. In einer zivilisierteren Umgebung ist davon genau so viel anzutreffen wie in einem Dschungel. Der ganze Fortschritt hat euch also eigentlich nur neues Spielzeug in eurem immerwährenden Kampf gebracht, keineswegs eine Verbesserung. Doch nicht nur der Fortschritt, auch das Wissen kommt euch zugute. Diejenigen unter euch, die nicht so stark oder begabt sind, haben vielleicht noch die Möglichkeit, etwas klüger zu sein als ihr Gegenspieler. Dies wird ausgenutzt, indem man einfach neue kleine Intrigen schmiedet und mit List und Tücke jeden reinlegt.
*** Intrigen ***
Intrigen sind Alltagsbestand wie das tägliche Brot. Wüsste jeder davon, wären sie ja sinnlos. Sie haben nicht unbedingt den Zweck, die eigene Person besser dastehen zu lassen, sondern es kann durchaus sein, dass die Zielperson der Intrigen nur schlechter abschneiden soll. Intrigen sind gute Freunde von Heuchelei und Verrat. Auch diese trifft man jeden Morgen beim Bäcker und wünscht ihnen jeden Abend eine gute Nacht. Die Gesellschaft ist voll damit. Wer zuerst da war, die Intrige oder der Konkurrenzkampf, das ist die gleiche Frage wie die nach dem Huhn und dem Ei. Obwohl es eigentlich egal ist, so ist es doch bedauernswert, dass es überhaupt so weit kommen musste. Gut, dass Intrigen, Heuchelei und Verrat gruppentauglich sind. So können auch mehrere Personen gleichzeitig was davon haben. Geteiltes Leid ist halbes Leid. So sagt man jedenfalls. Es ist wie beim Kartenspiel: Es wäre nur halb so spannend, wenn man mit offenen Karten spielen würde. Wenn jeder wüsste, was der andere über ihn denkt, dann gäbe es fast keine Freunde mehr auf dieser Welt. Diese Tatsache ist vielleicht jetzt etwas anmaßend, doch seid mal ehrlich zu euch selbst: Seid ihr immer ehrlich zu jedem, der euch über den Weg läuft? Versucht das mal nur einen Tag lang. Ihr werdet erstaunt sein, wie viel leichter es ist, mit Hintergedanken den Tag zu beenden, als jedes Wort frei von der Kehle auf die Zunge zu bringen. Die Leute mögen euch nicht, weil sie euch kennen, sie mögen nur die Vorstellung, die sie von euch haben. Solange die Vorstellung nicht getrübt von Wahrheiten wird, solange könnt ihr mit den Leuten Frieden feiern und Eierkuchen backen. Es soll aber Menschen geben, die anders sind. Ehrlicher, frei heraus und die kein Blatt vor den Mund nehmen. Aus Erfahrung weiß ich, dass auch diese Menschen keinen Deut besser sind. Sie haben nur gelernt, abzuwägen, welche Alternativen für sie am einfachsten sind und am wohlwollendsten erscheinen. Andere wiederum haben vielleicht auch ein ganz anderes Problem. Sie sind vielleicht nicht ganz „dicht“, „verrückt!“, wie der Laie jetzt sagen würde. Doch was bitte sehr ist denn ein „Verrückter“?
*** Norm der Psyche ***
Ich habe vorhin schon gesagt, dass sich mit der Zeit alle Menschen ähneln. Doch laut vielen Psychologen ist jeder Einzelne ein Unikat. Jeder hat seine eigene Persönlichkeit, die ist so einzigartig wie ein Fingerabdruck. Wie diese nun zustande kommt, ist weiterhin nicht ganz klar. Sie könnte zum Beispiel nur die Summe der Erfahrungen im Leben eines Menschen basierend auf der Erziehung sein. Sie könnte aber auch erblich bedingt sein oder gar nur Zufall. Wer weiß das schon genau? Viel wichtiger scheint mir die Tatsache, dass die Menschheit es fertig bringt, sogar so was wie die Persönlichkeit eines Individuums der Gattung Mensch zu normen. Klar festzulegen, was den nun eine „normale“ und was eine eher „kranke“ Persönlichkeit ist, ist durchaus beeindruckend und wohl einzigartig unter allen Wesen dieses Planeten. Das heranwachsende Kind muss gesellschaftstauglich sein, sonst kann aus ihm nichts werden. Stimmt irgendwas nicht, so muss es zur Untersuchung gebracht und notfalls muss vielleicht eine kleine Korrektur in Form einer ganz subtilen Gehirnwäsche durchgeführt werden. Alles aber nur zum Wohle der eigenen Person. Wer ist denn schon gerne anders? Es ist doch leichter, so zu sein, wie alle es sind oder es gerne haben möchten. Was diese Unverschämtheit eurer eigenen Gattung gegenüber angeht, so habt ihr schon das Recht, euch von den Tieren abzugrenzen. Tiere würden das unter sich nicht zulassen. Welches Recht nehmt ihr euch, einem Menschen vorzuschreiben, wie er zu sein hat? Ist das nicht sogar gegen die Verfassungsgesetze? Aber nein! Man hätte vor der Geburt das Kleingedruckte lesen müssen. Es geht nur so lange gut, bis die Allgemeinheit eine Bedrohung feststellen kann. Ist diese diagnostiziert, ist das Recht auf freie Persönlichkeitsentfaltung außer Kraft gesetzt. Schade eigentlich. Wer braucht schon Freiheit, wenn er doch mit Stolz behaupten kann, ein „normaler“ Mensch zu sein? Das ist doch auch viel wert. Man sieht, die Menschheit ist nicht dumm, es gibt zwar keine Geister, aber sicherheitshalber legt man fest, welche Krankheiten ein solcher Geist haben könnte. Diese Geisteskrankheiten sind alle schön genormt, doch über die Behandlungsmethoden streiten sich heute noch Dutzende von klugen Köpfen. Es gibt in der Psychologie etliche Theorien und Wege zur Behandlung und keiner kann genau sagen, welche nun die richtige und einzig wahre ist. Wie auch, bis jetzt hat ja noch nie jemand einen Geist gesehen und wenn doch, wird derjenige sowieso sofort als verrückt erklärt. Meiner Meinung nach ein sehr ausgeklügeltes System, in dem ihr Menschen da lebt. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes narrensicher! Jedenfalls finde ich es nicht schlecht, dass ihr wenigstens keinen Unterschied zwischen Mann und Frau macht. Oder vielleicht etwa doch?
*** Sexualität ***
Adam und Eva, die Eltern von so unzähligen Kindern, dass ich froh bin, keiner von beiden zu sein. Was für ein Stress das gewesen sein muss. Aber Spaß beiseite. Durch diese beiden ist die Norm in die Köpfe aller Menschen gedrungen und klar ist, auch aus biologischer Sichtweise, es geht nur mit Mann und Frau. Ich meine natürlich die Fortpflanzung. Neues Leben entsteht nur, wenn der Mann die Frau befruchtet. Dagegen hat ja auch keiner was. Wo die Sache anfängt, kompliziert zu werden, ist, wenn auf einmal sich gleichgeschlechtliche Paare aus der Masse heraus bilden. Was anfangs noch als geisteskrank eingestuft wurde, ist heute schon an der Tagesordnung. Auch wenn die Leute etwas länger gebraucht haben, um es zu akzeptieren, und es auch lange noch nicht von jedem mit einem Kopfnicken hingenommen wird, so ist aber die Homosexualität doch mittlerweile schon normal. Merkwürdigerweise genießen diese Pärchen aber immer noch nicht überall die gleichen Rechte wie zweigeschlechtliche Paare. Das liegt wohl daran, dass sie sich schwer tun, Kinder zu zeugen. Auch wenn ich als Neomat eine distanzierte Auffassung dazu habe, so finde ich es doch sehr erniedrigend, wenn diese Leute nicht die gleichen Rechte haben wie alle anderen auch. Denn auch wenn sie das Bett nicht auf die Weise teilen wie Adam und Eva, so haben die Leute doch die gleichen Sorgen wie alle anderen auch.
*** Sorgen ***
Ob arm, reich, glücklich oder am Boden zerschmettert, Sorgen hat doch einfach jeder. Sie schleichen sich in euer Leben und verfolgen euch auf Schritt und Tritt. Das Ganze beginnt mit Kleinigkeiten, wie die Sorge, was man morgens anziehen soll, und endet mit größeren Problemen wie etwa das Ertrinken in Schulden. Ich weiß nicht genau, wie ihr es immer wieder schafft, euch solche Sorgen anzuhäufen, aber ihr habt eindeutig ein Talent für so was. Wenn man jetzt aber hingeht und einmal genau betrachtet, was denn nun eigentlich genau solche Sorgen sind, so stellt man schnell fest, dass sie noch weniger Recht auf Bestand haben wie beispielsweise Sauerstoff im Weltraum. Sorgen schaffen sich nicht von alleine, sie kommen auch nicht aus dem Nichts oder vermehren sich wie Ratten unter jedem Hausboden. Nein, sie sind reine Einbildung. Es ist einfach, ein Problem da zu suchen, wo man eines zu finden erhofft. Wenn man so will, sind Sorgen etwas wie kleine häusliche Tiere. Wer sie liebevoll füttert und streichelt, kann sich sicher sein, sie auch am nächsten Morgen wieder anzutreffen. Ganz nach dem Motto: „Guten Morgen, liebe Sorgen, seid ihr auch schon wieder da. Habt ihr auch so gut geschlafen, ja dann ist ja alles klar.“ Ich will euch an dieser Stelle auch noch überhaupt nicht erklären, wie ihr all eure Sorgen loswerdet. Es ist einerseits noch gar nicht an der Zeit dafür und andererseits will ich das einfach mal eure Sorge sein lassen. Klar ist, dass Menschen ohne Sorgen einfach zu beneiden sind. Sie leben glücklich und zufrieden in den Tag hinein und nichts und niemand scheint sie aus der Ruhe bringen zu können. Keine Sorge, diese Menschen haben nicht etwa ein Geheimnis oder stehen im Einklang mit dem Universum. Sie wissen ganz einfach, wie man Sorgen einsperrt oder gar nicht erst aufkommen lässt. Wenn man so will, haben sie ein Hausmannsrezept gegen böse Sorgentierchen. Dieses Rezept kann ihnen kein Arzt verschreiben und sie finden es auch sicherlich nicht in irgendeinem Buch. Es gehört zu den Dingen, die so selbstverständlich sind wie das Amen in der Kirche. Jeder kennt es. Ich werde Sie sicherlich später noch einmal daran erinnern und dann werden Sie sehen, wie einfach es ist, ein Leben ohne Sorgen zu führen. Doch seien Sie mit dem Wissen äußert vorsichtig, es könnte Sie in eine noch schlimmere Lage führen, als täglich mit Sorgen aufzuwachen. Es könnte in Ihnen eine tiefe Langeweile hervorrufen.
*** Langeweile ***
Langeweile ist der treue Begleiter all jener Menschen, die nichts zu tun haben. Diese Menschen sind nicht zu beneiden, die haben so viel Zeit und wissen einfach nicht wohin damit. Anstatt dass sie in etwas Sinnvolles investiert wird, wie zum Beispiel in Denken, wird diese Zeit damit verschwendet, sich über die Langeweile aufzuregen. Natürlich macht das durchaus Sinn, denn wer sich aufregt, der schafft sich wieder Sorgen und ist nicht mehr alleine mit dieser doofen Langeweile. Trotz allem verleitet sie aber manche Menschen zu sehr merkwürdigem Handeln, andere wiederum stürzt sie in Depressionen und wieder andere verleitet sie zu neuen Aufgaben und dem Erlernen neuer sinnloser Fähigkeiten, die einem aber das Leben ein wenig verschönern. Viele Hobbys sind allein wegen der Langeweile entstanden und viele Menschen haben ihr Hobby am Ende ja auch zum Beruf gemacht. Das wäre alles nicht möglich gewesen, wenn die Langeweile sie nicht vorher in den Wahnsinn getrieben hätte. Doch woher kommt denn nun dieses eine etwas? Gegen die Annahme ein Überfluss an Zeit hätte da eine große Rolle, entsteht Langeweile in erster Linie aus dem Mangel an Gesellschaft. Dies schließt natürlich nicht aus, dass auch Gruppen sich zusammen langweilen können. In den meisten Fällen sucht man, nach dem Befall, am liebsten sofort nach anderen, denen es genau so geht. Wieder nach dem Motto: „Geteiltes Leid ist halbes Leid.“ Wobei, nebenbei bemerkt, Langeweile kein Leid, sondern eher eine Art Luxus ist. Wie komm ich also dazu, Langeweile Luxus zu nennen? Na, das ist doch ganz einfach. Zeit ist bekanntlich Geld und ein Überfluss an Zeit ist Langeweile, also ist Langeweile ein Überfluss an Geld. Schon komisch, dass auch arme Menschen sich langweilen können. Die Leute sollten sich also durchaus manchmal ein wenig Langeweile gönnen, sie haben es sich verdient. Auf keinen Fall jedoch sollte man immer, wenn man merkt, dass sich da etwas anreiht, sofort Panik schieben. Das ist auch nicht allzu gesund.
*** Panik ***
Eines der wohl wirkungsvollsten Mittel auf Erden, um Menschen zusammenzuschmelzen, ist und bleibt die Panikmacherei. Panik verursacht Angst und Angst bindet. Meist jedoch ist Panik nicht einmal wirklich begründet. Panik dient, wie bereits gesagt, nur dem Zweck, höhere Ziele zu verfolgen. Diejenigen, die Panik verursachen, haben auch einen Grund dafür und verfallen ihr meist nicht selbst. Es gibt jedoch Fälle, in denen sich Leute selbst irgendeinen Quatsch einreden und dann zu allem Überfluss in Panik geraten. Solche Leute nennt man meist Hysteriker. Es sind wieder mal solche, die sich ständig selbst im Wege stehen. Sie sehen oder hören etwas, bilden sich zu schnell eine eigene Meinung darüber, wissen sofort, dass ihnen diese Meinung nicht gefällt, und noch Sekunden bevor sie sich zu dem Thema äußeren, hat Panik schon die Oberhand gewonnen. Die Medien und teilweise auch die Politiker zielen genau auf solche Menschen, die sich nur allzu gerne vorschnell etwas einreden. Man braucht nur die Wörter: Terrorist, Krise, Atomwaffen, Klimawandel usw. ansatzweise zu erwähnen, schon sind einige dabei, ihre Vorräte in einen Schutzbunker zu lagern und sich auf einen kalten, sehr kalten Winter vorzubereiten. Solche leicht beeinflussbaren Menschen lieben Panik, denn in ihr fühlen sie sich gehört. Stellen Sie sich nur mal vor, einer sitzt vor Ihnen und gerät vollkommen in Panik. Sie versuchen ihn zu beruhigen und Sekunden später passiert etwas, dass auch Sie ein bisschen in Panik versetzt. Es ist unglaublich, wie schnell der andere sich wieder beruhigt und Sie ansieht und dann eiskalt behauptet: „Sehen Sie, ich hatte recht.“ Das auch, wenn es nur falscher Alarm war. Aber Panik findet man nicht nur, wenn es um große Themen geht, nein, auch in kleinen Angelegenheiten ist Panik ein gern gesehener Begleiter. Die Panik, die Liebe könne zerfallen, der Chef könne einen rauswerfen, das Lieblingssportteam könne den entscheidenden Punkt nicht machen. All dies und sicherlich noch vieles mehr kann Leute in Panik versetzen und sie zu unglaublich dummen Handlungen leiten. Ein banales Beispiel hierfür ist die Panik, zu spät zu kommen. Bei aller Furcht, einen Termin zu verpassen, scheint der Fuß auf dem Gaspedal immer schwerer zu werden. Die Konsequenzen sind wie ausgeblendet und die Folgen fatal. Ich komme lieber ganz beruhigt zu spät, als dass ich mit Schweißausbrüchen und lautem Panikgeschrei im nächsten Krankenhaus aufwache. Wie auch immer, Panik lässt sich zwar kontrollieren, aber auch in diesem Fall macht erst die Übung den Meister. Wenn Sie also das nächste Mal Dinge hören oder sehen, die Ihnen etwas fehl am Platz erscheinen, versuchen Sie einmal einfach einen Kompromiss mit sich selbst einzugehen.
*** Kompromisse ***
Wir nähern uns so langsam den guten Seiten des Menschen. Ja, nicht alles am Menschen ist so schlecht, wie ich es versuche hier darzustellen. Menschen sind nicht ohne Grund die Steine auf dem Weg zur Besserung. Eine sehr positive Fähigkeit ist die, Kompromisse eingehen zu können. Erstaunlich, wie sich zwei unterschiedliche Wirklichkeiten auf einem Punkt treffen und einigen können, ohne dass dabei Streit oder Panik entsteht. Ich würde jetzt sehr gerne behaupten, dass jeder Mensch dazu fähig ist, Kompromisse einzugehen, und dass jeder Mensch die richtigen Entscheidungen treffen kann, aber dann wärt ihr keine Menschen mehr. Leider ist dem so, dass es immer wieder trotz Kompromisse zu Unstimmigkeiten kommen kann. Das liegt daran, dass ihr an einem Mangel an Kommunikation leidet. Bevor ihr Kompromisse eingeht, sollten sich beide Parteien im Klaren sein, welche Folgen das haben kann und wie genau jedes einzelne Wort in dem Vertrag zu verstehen ist. Nicht zu selten sucht eine der beiden Parteien nur allzu gerne nach einer Hintertür oder betont am Ende das Kleingedruckte. Ihr steht euch selbst oder andern immer wieder gerne im Weg und hindert euch einfach, das Ziel des Weges zu erreichen. Ob aus Unsicherheit oder einfach nur aus Neid. Als Kompromiss würde ich vorschlagen, dass ihr euch die Hand reicht und Hand in Hand bis ans Ende des Weges spaziert. Wenn es einem da dann immer noch nicht gefällt, könnt ihr ja umdrehen und weiterhin so leben, wie es anderen gefällt.
Toleranz und Akzeptanz sind gute Freunde der Kompromisse und ich kann euch nur empfehlen, euch mit den drei Wörtern anzufreunden, dann seid ihr am Ende sicherlich auf dem richtigen Weg. Wer das nicht fertigbringt, der kann immer noch sterben lernen. Es fängt damit an, dass ihr lernt, für euch selbst Kompromisse einzugehen. Vielleicht habt ihr ja etwas vor, wisst aber nicht, wann ihr damit anfangen sollt. Wie wäre es dann, einfach morgen anzufangen und alles, was ihr morgen vorhattet, auf übermorgen zu verschieben. Ja klar, die Probleme und Sorgen einfach auf übermorgen verschieben, das hört sich immer so einfach an. Ich bin mir sicher, ihr habt auch Gründe, warum alles erst morgen in Angriff genommen werden muss, aber wer weiß, ob ihr dann noch dazu imstande seid? Wenn ihr es dann schlussendlich geschafft habt, mit euch selbst im Reinen zu sein, dann könnt ihr auch anfangen, Kompromisse mit anderen Menschen zu schließen. Dies ist, wie mir scheint, vor allem in Beziehungen ein sehr wichtiger Bestandteil. Ihr bringt es ja nicht fertig, einen anderen Menschen so zu nehmen, wie er ist. Ihr sucht immer nach Dingen, die ihr beurteilen und kritisieren könnt. Ihr müsst immer wieder Vergleiche ziehen und am Ende versuchen, für euch selbst eine Entscheidung zu treffen. Wie immer steht ihr euch selbst im Weg!
*** Entscheidungen ***
Als Kind ist es einfach, durch diese Welt zu wandern, fast alles Wichtige wird von den Großen übernommen. Man hat nur sehr wenig bis gar keine Entscheidungen zu treffen und man weiß auch kaum, dass irgendwann das ganze Leben nur darauf hinausläuft. Mit der Zeit kommt auch das Erwachsenwerden und irgendwann lernt man selbstständig zu handeln und sich von den Eltern zu lösen. Das ist der Moment, an dem man lernt, die ersten wichtigen Entscheidungen im Leben selbst zu treffen. Ab jetzt, ab dem Moment besteht das Leben für euch Menschen nur noch aus Entscheidungen. Alles, was ihr tut, ja sogar alles, was ihr denkt, läuft auf eine Entscheidung hinaus. Die Wege, die ihr geht, geht ihr, weil ihr euch für sie entschieden habt. Wenn euch jemand zu etwas zwingt, euch also den Teil der Selbstbestimmung abnimmt, so bleibt euch dennoch immer eine Alternative, ihr müsst nur abwägen und euch, wie kann es anders sein, entscheiden. Nebenbei bemerkt, mir ist aufgefallen, dass der Tod stets eine Alternative ist, die jedoch recht selten gewählt wird. Aber wieder zum Thema. Eine Entscheidung treffen kann einfach sein, es kann aber auch sehr kompliziert werden. Irgendwie ist eine einzelne Entscheidung immer in mehrere kleine unterteilt und erst, wenn man alle Wege und Möglichkeiten ausgeschöpft hat, kann man sich zu einer Wahl bereit erklären. Das hört sich jetzt überaus komplex an, aber euer Gehirn schafft das meist innerhalb von wenigen Sekunden. Ein kleines Beispiel sollte Folgendes sein: Eine Frau im Einkaufszentrum kann sich einfach nicht entscheiden, welche der vielen Paar Schuhe nun die beste Alternative zu der Handtasche sind. Sie überlegt kurz und ein paar Sekunden später hat das Gehirn die passende Lösung. Einfach alle kaufen. Die Entscheidung fällt in dem Moment so einfach, man glaubt es kaum. Aber Spaß beiseite. Es gibt in eurem Leben auch durchaus wichtige und ernsthafte Entscheidungen zu fällen. Manchmal sogar lebensnotwendige. Es sind diese Entscheidungen, die einem sicherlich nicht sehr leicht fallen. Auf der anderen Seite gibt es auch sogenannte persönliche Entscheidungen. Sie bestimmen euer Leben immer nur auf kurze Dauer. Das wären zum Beispiel die Wahl der Arbeit, die Wahl des Partners, die Wahl des Autos usw. Wenn ich kurze Dauer sage, so meine ich natürlich, dass solche Entscheidungen vergänglich sind. Denn irgendwann steht ihr wieder genau auf dem gleichen Punkt und müsst aufs Neue eure Wahl treffen. Diese Wahl basiert meist auf Erfahrung, Vorlieben und dem Einfluss des Momentes. Reichliche Überlegungen führen meist nie zu einem guten Ende und so werden viele solcher Entscheidungen schlussendlich spontan getroffen. Doch manchmal fühlt ihr euch von all diesen wichtigen Entscheidungen in eurem Leben einfach nur überfordert. Ihr sucht Hilfe und hofft darauf, andere könnten für euch die richtige Wahl treffen. Ist dies nicht der Fall, so seid ihr ja am Ende schuldlos. Das ist doch die Hauptsache. Alleine, ohne Schuld an dem, was euch betrifft, kann aber hin und wieder auch alles ein wenig einsam sein.
*** Einsamkeit ***
„Zu zweit ist man weniger allein.“ Dies scheint mir in einer Gesellschaft voller einsamer Menschen der Hauptleitspruch zu sein. Es zeigt wieder einmal, dass ihr nichts anderes als Herdentiere seid und auf keinen Fall einsam dahinscheiden möchtet. Dennoch kommt es des Öfteren vor, dass sich Leute auch alleine sehr wohl am Leben erfreuen können. Einsamkeit ist also nicht zwingend etwas Schlechtes. Es hat durchaus seine positiven Seiten. Die muss aber jeder für sich selbst entdecken. Wie kommt es, dass ihr, obwohl ihr alle euch nach vertrauter Zweisamkeit sehnt, trotz allem sehr lange Zeit in eurem Leben nur mit euch selbst teilt. Sind eure Ansprüche an den Partner zu hoch, seid ihr einfach kein umgänglicher Typ oder wollt ihr keinen nahe genug an euch heranlassen aus Angst, verletzt zu werden. Es ist wieder mal eine Entscheidung, die es zu treffen gilt. Einsamkeit ist ohne Zweifel ein Faktor, der euch sehr am Herzen liegt, denn einiges in eurem Leben macht ihr ausschließlich alleine, z. B. Nachdenken oder Lesen. Es sind Momente, in denen ihr erkennt, dass es auch anders sein kann. In einem Buch z. B. könnt ihr euch in eine ganz neue Welt hineinversetzen und selbst der Held sein, der ihr immer sein wolltet. Ihr seht die Welt, wie sie in fantastischen Farben aufblüht, und fühlt euch für die Dauer eines kurzen Momentes einfach nur wohl. Vielleicht merkt ihr ja, wie euch das Ende eines Buches, trotz Happy End, immer auch ein wenig traurig stimmt. Am Ende seid ihr wieder alleine in einer Welt, die nicht so verblüffend schön ist. An diesem Punkt komm ich zu dem, was ich an euch Menschen trotz aller Negativität doch am meisten schätze: eure Gabe, Freundschaft zu schließen.
*** Freunde ***
Es gibt nicht sehr viele unter euch, die keine haben, und alle, die welche haben, sollten sich glücklich schätzen. Ein Freund steht euch zur Seite, egal was passiert und auch wenn die ganze Welt herum in Scherben und Blut versinkt, so steht neben euch ein Mensch, der euch die Hand reicht. Diese Art Zusammenhalt findet man nicht überall. Sie ist schon beinah einzigartig für den Menschen. Auch wenn es in der restlichen Tierwelt durchaus Freundschaften gibt, so ist keine mit der der Menschen vergleichbar. Freunde sind diejenigen, auf die ihr baut und vertraut. Sie sind der Trost im Kummer und der Jubel im Freudentaumel. Es gibt jedoch auch unter Freunden eine Art Rangliste. Da wären an erster Stelle die sogenannten „wahren“ Freunde, dann kommen die guten Freunde, gefolgt von den normalen Freunden, den Bekannten und denjenigen, die man nur vom Hören und Sehen her kennt. Mit dem Rang steigen auch der Vertrauensgrad und die Offenheit. Obwohl Freunde in eurer Gesellschaft eine so enorm wichtige Rolle spielen, gibt es sogar unter ihnen auch „falsche“ Freunde. Heuchler und hinterlistige Schweine. Diese versuchen euch nur auszunutzen und euch, so gut es geht, hinters Licht zu führen. Sie sind überall, wo Schadenfreude aufkommen kann, und benutzen das Wort Ehre nur zum Spaß. Kein Mensch ist gegen sie gewappnet und keiner könnte behaupten, keine solchen Leute zu kennen. Alles Glänzende hat auch seine Kehrseite.
Mein Tipp gegen Einsamkeit, Langeweile, Panik und Sorgen: Lasst eure Freunde ruhig öfter mal wissen, wie wichtig sie für euch sind.
*** Alles andere ***
Am Ende des ersten Kapitels angelangt, habe ich noch ein paar abschließende Worte. Dies alles sind nicht die einzigen Merkmale, die eure Rasse ausmachen. Sie sind meiner Ansicht nach nur die wichtigsten. Sie prägen euch Menschen in jeder Hinsicht und formen euer Leben. Sie machen aus euch die Steine auf dem Weg zur Besserung. Am Ende des Weges warten wir auf euch. Jeder geht diesen Weg alleine und mit all den Steinen, die euch in den Weg gelegt werden, könnt ihr ruhig was Nettes wie beispielsweise ein Häuschen bauen. Es hindert euch in Wahrheit niemand daran, das Ziel zu erreichen, außer euch selbst.