Jasp

Der Maskenball

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Eigentlich, war mir nie klar, dass die Person die ich im Spiegel sehe, nicht die Person ist die ich zu sehen glaubte. Woran das lag, fand ich erst viel später auf eine Art und Weise raus, die mir anfangs doch sehr fragwürdig vorkam. Gehen Sie mal zu einem Spiegel oder nehmen sie sich einen zur Hand. Fällt ihnen da nicht auf, dass alles was Sie sehen, verkehrt herum ist? Wenn aber jetzt doch alles was vorher rechts war, jetzt links ist, wie können Sie sich sicher sein, dass Sie auch wirklich sich selbst und nicht etwa nur eine „gespiegelte“ Version Ihrer selbst sehen?

Alle sagten mir, ja sie schworen sogar darauf, dass die Person im Spiegel wirklich sie selbst seien, doch ich zweifelte! Ich wollte es besser wissen, ich wollte es in Frage stellen, also tat ich genau das! Ich stellte meinem Spiegelbild Fragen, die nur ich beantworten konnte. Doch die Antworten überraschten mich mehr als ich es mir erträumt hatte! Auf jede Frage bekam ich nicht nur eine, sondern gleich mehrere richtige Antworten. Jetzt stand ich also vor dem Spiegel und wunderte mich, wie ein und die selbe Person doch so unterschiedlich sein konnte. Langsam aber sicher wurde mir dann klar, diese Person im Spiegel war nicht ich! Nein, sie war wohl die beste aller Verkleidungskünstler, die mir je zu Gesicht kam. Ein Mann der mir wirklich ähnlich sieht, jedoch an den einzeln Masken deutlich zu unterscheiden war! Ich erkannte mit der Zeit, anhand der Antwort die ich bekam, klar und deutlich welche dieser vielen „Ichs“ nun derjenige war, den ich gerade sah. Die Antworten waren so durchschaubar geworden, einmal freundlich, einmal feindlich, zynisch dann sarkastisch, einmal unterwürfig, einmal anmaßend, einmal fröhlich, einmal traurig, einmal heuchlerisch, einmal ehrlich. Dieser Kerl hinter dem Spiegel hatte sein Ziel erreicht. Er hat mich blind vor der Wirklichkeit gemacht, ich konnte jetzt schon nicht einmal mehr genau sagen, wer von diesen unzähligen „Ichs“ nun wirklich Ich bin. Nun drängte eine Frage an die Oberfläche, die mich dazu veranlasste den Spiegel zu zerbrechen: Wie sehen mich die andern, wenn ich selbst nicht einmal weiß wie oder was ich bin?

Die Lichter aus! Spiegelscherben um mich herum! Dunkelheit! Kein Spiegel-Ich mehr weit und breit. Wieder alleine, alleine mit dem, was ich nur noch zu sein glaubte! Was bewirkt ein solches Maskieren? Was bewegt einen, unzählige Gesichter anzunehmen und sich doch als immer ein und die gleiche Person auszugeben. Verwirrt und zutiefst enttäuscht von meiner Erfahrung, tropften die Tränen nur so auf dem Boden vor mir. Doch dann warf der Mond einen kleinen Schein in dieses Zimmer und für einen kurzen Augenblick konnte ich mich in meinen Tränen sehen. Kein Spiegelbild? Nein, denn die Wahrheit schoss mir durch den Kopf und ich erkannte, dass der Grund für eine derartige Maskerade, nur eins sein kann. Was bewegt einen Menschen dazu sich hinter so vielen Masken zu verstecken? Ganz klar! Ein entstelltes und hässliches, jedoch wahres „Ich“ musste der Grund sein!

Mit der Nacht, verschwanden auch die Masken, die Tränen trockneten und die darauf folgenden Tage waren gefüllt mit Sätzen wie: „Wow, du hast dich verändert!“ oder „Du bist ja ein ganz neuer Mensch geworden!“ Mir wurde klar, dass ich nur aus Angst vor dem, was die Leute in mir sehen könnten, genau zu dem wurde, was ich die Leute sehen lassen wollte! Das war nicht Ich, das war eine Person die geschaffen wurde um zu gefallen, geliebt und geachtet zu werden. Jetzt ist es nur noch Ich und ich gefalle sicher nicht jedem, nicht jeder liebt und achtet mich, jedoch kann ich jetzt in den Spiegel schauen und mir sicher sein, dass die Person die ich dann da sehe, auch wirklich die Person ist die auch alle andern sehen. Nie wieder will ich wieder so werden wie andere mich gerne sehen würden. Nie wieder verstellen, nie wieder verkleiden, nie wieder maskieren! Dafür gibt es dann die Faschingszeit und ansonsten kann ich nur noch sagen:

 

Das einzige was zählt, ist die Maske wenn sie fällt. … Euer: 

Szynys

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