Wenn man mal so darüber nachdenkt, wie viel Wahrheit steckt nun wirklich in dieser Aussage? und viel wichtiger ist, was macht den Sieger aus? Viele Geschichten sind nun schon zu alt um Zeitzeugen zu befragen oder um nach Ungereimtheiten in den Überlieferungen zu suchen. Dennoch will ich euch mal eine Geschichte hier präsentieren, die dem einen oder anderen vielleicht bekannt vorkommen mag. Und wie es mit jeder guten Geschichte ist, so soll auch diese mit den magischen drei Worten beginnen…
Es war einmal eine sehr liebevolle alte Dame, die ein wenig abseits des Dorfes, in dem sie aufgewachsen ist, in einer kleinen Waldhütte lebte. Das Leben meinte es nicht immer allzu gut mit ihr und so kam es, dass sie früh schon ihren geliebten Ehegatten an eine Krankheit verlor und mit den Jahren sich auch ein fieser grauer Starr sich immer mehr ausprägte. Das Augenlicht also fast komplett verloren, war für die gute Frau jedoch kein Hindernis, nicht doch ihrem allerliebsten Steckenpferd nachzugehen: Dem Backen.
Vielleicht lag es am verstärkten Geruchsinn, oder an der vielen Zeit, die sie alleine in ihrer Waldhütte verbringen konnte, doch ihre Backkunst war im ganzen Dorf bekannt. Die Leute rissen sich förmlich darum, ihr Sonntags auf dem Markt ihren kleinen Stand leer zu kaufen. Ihre absolute Spezialität waren die Lebkuchen. Es soll Leute gegeben haben, die von weit her kamen nur um davon was zu kosten.
Durch das frühe Ableben ihres Mannes, war es der Frau leider nicht gegeben, selbst Kinder zu haben. Sie entschloss sich also, ihr kleines durch das Backen ersparte Vermögen an das örtliche Waisenhaus zu spenden. Sie wusste, dass es einige Familien im Dorf gab, welche ihre Kinder abgeben mussten, weil sie es durch die schweren Zeiten nicht mehr schafften, alle Münder zu ernähren. Diese Tatsache stimmte die alte Dame immer sehr traurig und sie erhoffte sich, mit dem bisschen Geld dann doch etwas Gutes zu vollbringen.
Bevor sie jedoch dazu kam, überschlagen sich die Ereignisse. An einem nebligen Tag, als der Duft ihrer Leckereien durch den Kamin noch sehr weit zu vernehmen war, näherten sich zwei düstere kleine Gestalten ihrer Hütte. Diese beiden waren das personifizierte Böse. Es waren scheinbar noch Kinder, die in sehr alten, ja fast schon zerfetzten Kleider durch den Wald schlenderten. Die Kinder wussten über die Frau und ihre Sehschwierigkeit Bescheid. Sie wussten auch, dass die gute Dame so einiges an Geld lagerte. Es sollte ein Leichtes werden, diese Frau, abseits des Dorfes, in einer Waldhütte zu überrumpeln und sich dann mit dem Geld aus dem Staub zu machen.
Als die beiden sich dem Haus näherten, vernahmen sie schon den leckeren Geruch von frisch gebackenem Lebkuchen. Ihr Plan war perfekt. Den richtigen Zeitpunkt abwarten, die Dame im richtigen Moment einfach in den Ofen stoßen und mit dem Geld abhauen.
Gesagt, getan. Während einer die Dame mit lautem Krach erschrak, konnte der andere sie mit Anlauf in den Ofen rein schleudern. Als die Flammen des Ofen anfingen, die Haut der Dame zu zersetzen und der Geruch von verbrannten Haaren ihr in die Nase stieg, wusste sie, ihre letzte Stunde hat geschlagen. Unter elenden Schreien versuchte sie noch, sich irgendwie aus der Lage zu befreien, doch es war zu spät. Sie hatte Glück, dass der Ofen heiß genug war und so die Flammen sehr schnell ihre Nervenbahnen verbrannten; dies ersparte ihr eine Menge Leid.
Ja, es gibt in dieser Geschichte kein Happy End. Es gibt auch keine Moral. Die alte Dame musste für die Gier Anderer ihr Leben geben. Diese Anderen sind, wenn man so will, zwei Sieger… und Geschichte… wird von Siegern geschrieben.