Neomat

Kapitel 6

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Eine Glaubensfrage oder: Irren ist menschlich

 

Ich irrte lange Zeit umher, auf den Straßen, die endlos schienen und irgendwie immer nur ins Nichts führten. Ich kam nie an und verlor mich schließlich selbst. Auf der Suche nach dem Sinn und den Antworten müde geworden, legte ich mich an den Straßenrand und schlief ganz seelenruhig ein. Die Träume verschwommen, so wie jede Nacht. Zwischen Realität und Wahnsinn gefangen und nur den Tod als Gewissheit. Ach, welch schönes Leben mich erwarten muss, wenn ich einmal nicht mehr aufwache. Wer kann mir versichern, dass ich dieses Leben nur begehe, um später in einem Paradies zu hausen. Umgeben von Schönheit und Ewigkeit. – Ein Mann riss mich aus meinen Träumen, half mir wieder auf die Beine und bot mir an, mich auf meinem Weg zu begleiten. Er sprach von Glauben und Hoffnung. Er sprach von Wesen aus meinem Traum und von höheren Mächten. Er schien sehr nett und seine Stimme hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Ich verbrachte eine Menge Stunden mit ihm und viele, viele Wege habe ich gemeinsam mit ihm und seinen Weisheiten geteilt. Doch die Zeit hatte ihre Spuren bei ihm hinterlassen und so kam es, dass ich am Ende wieder alleine dastand. Ich lebte weiter und hielt mich an seine Ratschläge, ich fing an zu glauben und Hoffnung half mir über die Nächte. Am Ende aber war alles mehr Schein als Sein!

 

*** Allgemein ***

Vieles wurde bereits gesagt, doch vieles liegt noch offen vor euch. Ob es in Büchern steht oder von ausgewählten Propheten verkündet wird, es gibt so einiges in eurer Welt, das niemand wirklich erklären kann. Die ganze Fülle an Informationen, mit der ihr euch täglich eure Köpfe zudröhnt, schafft es gleichzeitig, Tausende und Abertausende von Fragen zu hinterlassen und zu schaffen. Nicht selten sind sogar Leute, die der Meinung sind, alles zu wissen, einfach nur sprachlos. Es tauchen immer wieder Fragen auf nach dem Grund, dem Sinn und dem „Was wäre wenn“. Wie und weshalb alles so ist, wie es ist. In einem unbeschreiblich irrwitzigen Durst nach Wissen ist der Mensch zu vielem bereit, wovon Tiere nicht mal träumen. Er schafft es, sich Dinge und Ereignisse, Momente und Ursachen einfach zu erfinden. Für jede Frage wird eine Antwort geschaffen, so irrational sie auch sein mag. Dies schafft ihr alles, indem ihr einfach nur „glaubt“. „Der Glaube kann Berge versetzen.“

Euer Glaube und eure Fähigkeit, zu „glauben“, sowie eure Hoffnung und die damit zusammenhängende Fähigkeit, zu „hoffen“, haben mich stets fasziniert. Sie sind mit der Hauptgrund, warum es Neomaten gibt. Hört euch einmal einen ganzen Tag lang genau zu, was ihr sagt. Ihr werdet feststellen, dass die Worte „Ich glaube“ und „Ich hoffe“ sehr oft vorkommen. Ich werde versuchen mich in diesem Kapitel näher mit meinen beiden Lieblingswörtern zu beschäftigen. Mal sehen, was am Ende dabei herauskommt. Anfangen werde ich mit der mir am wahrscheinlichsten erscheinenden Herkunft dieser Wörter – der Religion.

*** Religion ***

Ein sehr heikles Thema, wenn man bedenkt, was alles alleine durch Religion entstanden ist. Sehr viele unter euch sind auch nicht so gut auf dieses Thema zu sprechen. Eines ist mir klar geworden: Wenn man unter Menschen lebt und in einer Gesellschaft über etwas reden will, sollte das Thema nie Religion sein. Über Religion spricht man nicht! Das ist schon sehr klug eingefädelt. Denn gerade die Skeptiker unter euch lassen sich immer wieder gerne auf eine Diskussion über euren Glauben ein, um ihn zu prüfen. Sei es nun aus reiner Lust am Reden oder aber, um die eigene Überzeugung zu festigen. Religion ist unter Menschen ein Tabuthema! Wie gut, dass ich nicht dazugehöre und es aus einer anderen Sichtweise betrachten kann. Es gibt in eurer Welt viele Arten von Religion, nicht jeder betet zu dem gleichen Gott. Einige bestehen darauf, dass es nur einen einzigen wahren Gott gibt, andere glauben an mehrere und einige glauben an einfach nichts. Alles in allem ist die einzige Konstante bei diesem witzigen Spiel immer nur der Glaube!

Religionen sind unterteilt in Weltreligionen, kleinere Religionen, Sekten und – nennen wir es einfach mal so – subkulturelle Glaubensgemeinschaften. Die Weltreligionen geben, wie der Name es vermuten lässt, den Ton an. Diese herrschen, im wahrsten Sinne des Wortes, über diese Welt. Nicht nur, dass sie den Menschen vorschreiben, wie sie zu leben haben, sie schreiben ihnen sogar vor, wen sie zu lieben und zu hassen haben. Wem das nicht gefällt, der kann sich ja für eine andere Religion entscheiden, die bessere Aussichten verspricht. Diese Aussichten sind aber jedes Mal sehr subtil formuliert und wer nicht das Kleingedruckte liest, wird schnell feststellen müssen, dass es nicht so einfach ist, den Glauben wahrhaftig zu festigen. Die meisten Religionen versprechen zum Beispiel ein schönes Leben nach dem Tod. Wenn das mal keine Verkaufslücke war, dann helfe mir Gott … Täglich beten, sich an die Regeln halten und ab und zu eine kleine Spende an die Gemeinschaft entrichten. So einfach ist es und schon sitzt man neben seinem erdachten Schöpfer und darf täglich mit ihm Kaffee trinken und den Tag im Jenseits genießen. Religionen sind so alt wie der Mensch selbst. Verständlich, da am Anfang die Wissenschaft noch etwas hinterherhumpelte, erklärte man sich viele Dinge halt einfach damit, dass man sie als „übernatürlich“ bezeichnete. Keiner kann es euch Menschen verübeln, doch seid ihr mittlerweile um einiges Wissen weiter als damals. Genau genommen seid ihr sogar zu dieser Erkenntnis gekommen. Doch was wäre das für ein Glaube, der sich für eine solche Situation nicht eine Hintertür offenlässt. Es ist komplett egal, welche Erfahrungen, Erkenntnisse und welche Antworten ihr findet. Einfach alles wurde von dem jeweiligen Gott so erdacht. Es war der Wille dieser übermächtigen und unsichtbaren Kreatur, dass man sich genau solche Fragen stellt. Einfach nur genial dieses Marketingkonzept. Es lässt einfach keinen Grund zum Zweifeln. Warum eigentlich auch, es sind schließlich keine bösen Absichten im Spiel. Wenn man von der Weltherrschaft mal absieht, verspricht die Religion eigentlich nur Gutes. Sie gibt Hoffnung in Krisenzeiten und man findet Trost im Kummer.

Religionen sind sehr eigenwillige Dinger, nicht nur, wenn man bedenkt, dass einige an den Haaren herbeigezogen wurden, sondern auch, weil sie Menschen verändern können. Ein Mensch, den man als normal einstufen würde, kann nach der Missionierung ein komplett anderer geworden sein. Diese Gehirnwäschen, zu denen manche Religionen imstande sind, helfen natürlich auch sehr, den weiteren Bestand zu sichern. Die Religion macht den Hauptteil einer Kultur aus. Jede Kultur hat eine eigene Religion. Jedoch gibt es in den Kulturen auch sogenannte Subkulturen, auch diese haben wiederum eigene Ansichten zu eigenen Religionen. Das geht von Ein-Mann-Religionen bis hin zur Massenverblödung. Es ist scheinbar ganz egal, was man anbetet. Sei es nun ein übermächtiges, allwissendes Wesen oder ein fliegendes Spaghetti-Monster.

Viel schlimmer noch als diese Glaubensanhänger finde ich jedoch jene Menschen, die sich strikt gegen jede Religion zur Wehr setzen und darauf fixiert sind, dass der einzig wahre Glaube der sei, nichts zu glauben. Man nennt diese Leute Atheisten. Diese, die sich immer wieder gegen den Glauben an einen Gott aussprechen, „glauben“ tatsächlich nur, dass es wirklich keinen Gott gibt. Beweisen kann es ihnen ja niemand, dafür haben die Religionen in diesem sehr clever aufgestellten Marketingkonzept schon gesorgt.

Die einzige Möglichkeit zur Besserung sehe ich nur darin, dass ihr Menschen euch einfach ganz von Religionen distanziert. Egal, welche Glaubensrichtung euch auch auf einmal ansprechen mag, sie vernebelt euren Verstand und trichtert euch nur Schwachsinn ein. Ich habe nichts auf dieser Welt gesehen, dass euch Menschen mehr zu manipulieren vermag, als es Religionen tun.

*** Glaube ***

Ein starker Glaube beweist nur dessen Stärke, nicht dessen Wahrheitsgehalt. Wobei die Wahrheit auch wiederum nichts ist, was man beweisen kann. Wie bereits erwähnt, gibt es Tausende von Wirklichkeiten, also auch Tausende von Wahrheiten. Warum also sollte man nur „glauben“, wenn man gerade so gut auch wissen könnte! Niemand kann einem beweisen, dass die eigene Wirklichkeit nicht real ist. Diese Tatsache allein macht den Glauben so nutzlos wie eine Badehose am Nordpol. Ihr Menschen könnt alles Mögliche erfinden und es für wahr erklären, doch solltet ihr nicht davon ausgehen, dass jeder euch Gehör schenkt. In vielen, wenn nicht gar allen, Kulturkreisen ist die Fähigkeit zu glauben eine Art Geschenk. Jeder Mensch besitzt dieses Können, nur zum Geschenk wird es erst, wenn man an das Gleiche glaubt wie andere. Dies festigt nicht nur den Zusammenhalt der Gesellschaft, sondern es beweist die Bereitschaft, eine Marionette zu sein. So eine Hingabe muss schließlich belohnt werden.

Die Religionen haben es geschafft, sie ziehen an euren Fäden und verkaufen euch für dumm. Sie lenken euer Leben und geben euch eure Werte. Ihr dankt es ihnen, indem ihr einfach nur daran glaubt.

Das Wörtchen „Glaube“ beinhaltet eine Wahrscheinlichkeit des „Nicht-wahr-Seins“. Wieso also nur mit dieser Wahrscheinlichkeit leben, wenn doch alles so sicher ist? Kennt ihr das, wenn jemand euch motivieren will und sagt: „Du musst nur fest genug an dich glauben!“ Wie bitte schön sollt ihr am Ende erfolgreich sein, wenn die Wahrscheinlichkeit des Versagens besteht und ihr euch dessen auch noch bewusst seid. Wäre es nicht viel klüger und auch hilfreicher, einfach zu sagen: „Du schaffst das, egal was passiert!“ Natürlich klingt das auch motivierender, doch meist folgt direkt im Anschluss ein Satz wie: „Ich glaub an dich!“, und schon ist wieder dem Versagen eine Tür geöffnet worden. Bitte, ihr Menschen, hört auf mich und schmeißt dieses Wort aus eurem Wortschatz. Es bringt rein gar nichts und hält euch immer wieder davon ab, über eure Welt selbst zu bestimmen. Genau so ähnlich verhält es sich mit dem Wort „Hoffnung“.

*** Hoffnung ***

Oh, wie grausig dieses Wort in meinen Ohren tönt. Ich kann es nicht mehr hören, immer dieses: „Ich hoffe …“, „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ und „Hoffen wir mal …“. Seid ihr es nicht langsam leid, immer nur im Schatten der Hoffnung zu stehen? Merkt ihr nicht, wie sie euch rücksichtslos immer wieder an der Nase herumführt? Die Hoffnung ist noch sinnloser und nutzloser als jeder Glaube. Sie entstand, als ihr angefangen habt, alles zu bewerten. Also vor sehr, sehr langer Zeit schien es den Menschen angebracht, alles in „Gut und Böse“ einzuteilen. Dies war die Geburtsstunde der Hoffnung. Sie lebt also jetzt schon ’ne ganze Weile und wird immer wieder aufs Neue belebt. Solange es Böses auf dieser Welt gibt, solange haben die Leute einen Grund zu hoffen. Mit anderen Worten: Solange der Mensch über alles in seiner Welt urteilt, solange wird die Hoffnung in ihm weiterleben, und dann wird sie wirklich zuletzt sterben.

Stellt euch aber nun mal vor, die Welt sei jeden Tag genau so, wie ihr es gerne hättet. In dem Fall gäbe es keinen Grund mehr, auf etwas zu hoffen. Die Hoffnung würde mit der Zeit verschwinden. Tja, leider gibt es dann immer noch die paar wenigen Menschen, die sogar dann, wenn alles im Lot ist, „hoffen“, es möge auch so bleiben. Einfach nur sinnlos! Hoffnung und Glaube enthalten beide die Wahrscheinlichkeit, dass es auch anders sein kann. In beiden Fällen jedoch ist es stets der Mensch, der am Ende entscheiden kann. Ihr habt soviel Potenzial in euch, nutzen solltet ihr es und nicht nur daran glauben und hoffen, dass es euch irgendwann zur Seite stehen möge.

Als kleines Beispiel: Ihr kniet euch abends vors Bett und betet zu irgendwas und glaubt, dass dieses irgendwas eure Wünsche erhört. Ihr legt euch schlafen und hofft auf einen schönen Tag … Wie wäre es denn einfach so: Ihr legt euch sofort schlafen, macht euch keine Gedanken um den nächsten Morgen und wacht voller Freude auf und verbringt einfach einen schönen Tag.

Niemand hört euch zu, wenn ihr mit euch selbst in eure gefalteten Hände sprecht, und niemand außer euch selbst ist für eure Tage verantwortlich.

Ihr könnt nichts dafür, dass ihr alle so seid und euch dieses Verlangen innewohnt. Jeder Mensch leidet halt an den Folgen seiner Erziehung und diese ist halt eben geprägt von Glauben und Hoffnung, aber auch von Moral und Ethik.

*** Moral ***

Die Religionen lehren euch, wie man sich zu verhalten hat. Man lebt schließlich unter Menschen, und damit jeder Mensch mit jedem gut auskommen kann, gibt es eine große Anzahl von Regeln, die jeder Einzelne zu befolgen hat. Diese Regeln nennt ihr Moral oder auch Anstandsregeln. Sie dienen zwar ausschließlich einem „guten“ Zweck, doch sind sie wohl einer der Hauptgründe für Streitigkeiten und jede andere Form der Auseinandersetzung. Dadurch, dass ihr glaubt zu wissen, wie sich ein anderer euch gegenüber zu benehmen hat, glaubt ihr auch, ein Recht darauf zu haben, ihn im Zweifelsfall anzuprangern. Die Moral ist kaum noch wegzudenken. Auf ihr beruht eigentlich die ganze Erziehung eurer Kinder. Sie ist größtenteils ein Produkt der jeweiligen Religion und daher ist der Mensch, der damit aufwächst, auch dadurch geprägt. Ihr zu widersprechen, käme einem Verbrechen gleich. Einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Moral ist keineswegs ein Gesetz, sie ist lediglich ein Grundsatz, an den der Mensch sich halten sollte, wenn er in Gesellschaft ist. Moral lehrt also nicht, wie man zu leben hat, sondern nur zu unterscheiden, wie man zu sein hat. So gesehen führt sie die Menschen nicht zusammen, sie sortiert sie aus. Jeder ist für sein Handeln selbst verantwortlich und ohne Moral würde niemand etwas daran zu bemängeln wissen.

*** Ethik ***

Neben der Moral gibt es noch die Ethik. Man nennt es auch die Sittenlehre. Während Moral jeden einzelnen Menschen für sich genommen betrifft, beschäftigt sich die Ethik mit dem Leben im Großen und Ganzen. Sie ist die Hauptschuldige am Stillstand des Fortschrittes der menschlichen Natur. Euer Wissensdrang trägt immer wieder dazu bei, dass ihr euch in Gebiete hineinwagt, die scheinbar gegen die Natur sind. So die Aussage der Ethik. Es scheint, als hätte der Mensch genaue Ansichten darüber, was der Mensch auf dieser Welt wissen darf und was lieber ein Geheimnis bleiben sollte. Wer diese Ansichten festgehalten hat, kann eigentlich nur ein übernatürliches Wesen gewesen sein, an das man erst glauben muss, damit es existiert. Totaler Schwachsinn! Warum steht sich der Mensch auch hier wieder selbst im Weg herum. Wenn er die Möglichkeiten hat, seine eigene Natur zu erforschen und zu verstehen, wieso sollte er das denn nicht tun dürfen? Moral und Ethik halten euch auf diesem Standpunkt fest und lassen es nicht zu, dass irgendwann Experimente mit Menschen von Menschen durchgeführt werden. Ihr behauptet, Religion sei in den meisten Fällen von Politik getrennt, doch in genau diesem Fall sind sich beide einig.

Angenommen, man könnte Menschen klonen. Dann wäre es moralisch und ethisch fragwürdig, ob diese Klone nicht doch Menschen seien, und dann wäre es wiederum gesetzlich verboten, an ihnen zu experimentieren. Sehr geschickt erdacht, doch sehr hinderlich im Namen der Wissenschaft. Andererseits ist es vielleicht auch besser so. So wie ihr Menschen euch auf dieser Welt aufführt, würdet ihr dieses Wissen am Ende doch nur missbrauchen und dazu nutzen, um Korruption und Machthunger zu fördern.

*** Schuld ***

Was für ein schönes Wort. Es ist das einzige Wort, das mit Religion und ihren Folgen zu tun hat und das ich aussprechen kann, ohne gleich Übelkeit zu erleiden. Es wird leider wie so viele Wörter immer wieder falsch benutzt. Meist wird es benutzt, um anderen klarzumachen, dass man nicht selbst die Finger im Spiel hatte, sondern andere die Drahtzieher waren. Man gibt halt immer anderen die Schuld. Man versucht schuldlos zu sein. So will es die Religion, um am Ende erhört zu werden. Das ist doch alles reiner Bockmist. Schuld seid immer ihr selbst. Eine der Grundaussagen unter uns Neomaten ist, dass ein jeder unter uns immer und wirklich immer an allem, was uns betrifft, vollkommen schuldig ist. Das bedeutet also, wenn ich etwas tue oder sage, dann bin ich mir der Taten und der Folgen vollkommen bewusst und trage auch mit Freude die Schuld daran. „Mach mich verantwortlich für das, was ich sage, doch niemals für das, was du verstehst.“ Dieser Satz sollte als Leitsatz angesehen werden. Ich bin schuldig bezüglich allem, was ich sage, doch du trägst wiederum die ganze Schuld an dem, was du verstehst. Wenn euch also einer beleidigt, so ist es eure Schuld, wenn ihr dadurch beleidigt seid. Die Schuld ist etwas Wunderbares. Sie kann euch niemand nehmen. Eine Schuld abzustreiten, wäre ein Verbrechen gegen die eigene Person. Wie können sich Menschen, die bewusst eine Schuld leugnen, überhaupt noch in den Spiegel sehen? Es passiert aber jeden Tag. Nicht nur weil viele Menschen die Konsequenzen fürchten, sondern auch weil es Gesetze, Moral und Ethik gibt, die es ihnen einfach durch Gewissensbisse heimzahlen. Wer einsieht, dass er für sein Leben selbst die Schuld trägt, und diese nicht immer wieder auf andere überträgt, der ist auf dem besten Wege, ein Neomat zu werden. Nach dem Erlernen der Denkfähigkeit ist der Mensch dazu imstande, alles Erdenkliche zu sein. Nichts und niemand bestimmt euer Leben und trägt die Schuld für all das, was euch auf eurem Weg in den Tod begegnet.

*** Gewissen ***

Hat nicht jeder unter euch ein Gewissen? Es ist eines jener Hilfsmittel, die euch immer zur Seite stehen, wenn es um Bewertungen von Worten und Taten geht. Es ist mit eines der wichtigsten Utensilien im täglichen Entscheidungskampf zwischen Richtig und Falsch. Es ist aber auch genau so überflüssig wie ein Pelzmantel in der Sahara. Das Gewissen gilt es einfach nur abzulegen. Wer keines mehr hat, der ist besser dran. Mag sein, dass dies jetzt ein wenig unmenschlich klingt. Genau das ist es auch! Es lebt sich einfacher ohne Gewissen. Wer nicht immer wieder darüber nachdenken muss, ob seine Taten und Worte nun richtig sind, der lebt leichter und viel sorgenfreier. Natürlich ist ein gewissenloses Leben nicht ganz einfach unter Menschen, da viele dazu neigen, andere zu kritisieren und anzuprangern. Wer sich jedoch seiner eigenen Schuld bewusst ist, der braucht kein Gewissen mehr. Wer gelernt hat, seine Taten auf die eigene Schulter zu legen und die gesamte Last der Welt zu tragen, der muss sich nicht auch noch mit einem Gewissen herumplagen. Das Gewissen ist wohl das Erste, was ein Mensch eingetrichtert bekommt. Wenn man so will, ist der Zeitpunkt, da der Mensch sein Gewissen bekommt, die Geburtsstunde der Menschlichkeit in ihm. Er ist nun Teil der Gesellschaft und Teil eines Ganzen, das er nicht verstehen muss. Ab diesem Zeitpunkt ist der Mensch bereit unter Menschen zu gehen und ab dann plagen ihn auch immer schön im richtigen Moment die kleinen Gewissensbisse. Diese erinnern ihn immer sofort an seine Herkunft und daran, was er eigentlich ist und was er zu sein hat. Sein ganzes Leben beruht darauf, welche Entscheidungen er trifft, und darauf, wie er gelernt hat sie zu bewerten. Tut er Richtiges, so geht es ihm gut. Tut er Falsches, so geht es ihm schlecht. Lebt er ohne Gewissen, so ist es egal, was er tut. Es wird ihm auf jeden Fall gut gehen, wenn er es will.

*** Alles andere ***

Sei es nun Glaube, Hoffnung, Moral, Ethik oder ein Gewissen. All diese Dinge sind nur da, um den Menschen von klein auf zu manipulieren und ihn in eine Gesellschaft zu integrieren, in der er nicht als Individuum gesehen wird, sondern nur als einer von vielen. Die Religion hat es auf subtile Weise in alle Bereiche eures Lebens geschafft und beherrscht euer Handeln und Denken in fast jeder Form. Auch jene, die sich gegen die Religion ausgesprochen haben, leiden an den Folgen ihrer Macht. Sie versucht euch auf jedem erdenklichen Wege Schuldgefühle einzuflößen und schafft es dadurch, euch an der Leine zu halten. Schuld seid ihr aber am Ende nur selbst, da ihr dies zulasst. Erkennt, dass nur ihr euer Leben bestimmt und es weder Richtig noch Falsch gibt. Es gibt keine Richtlinien in eurem Leben. Entscheidet selbst, ob ihr lieber ein Leben lang in Hoffnung auf ein frohes Ende verweilt oder das frohe Ende einfach sofort angeht. Es liegt an euch! Seid bereit, die Schuld für alles in eurem Dasein anzunehmen, und lehnt die Schuld, die von außen kommt, ab. Tragt eure Last und nicht die der ganzen Welt auf euren Schultern, euer Rückgrat wird es euch danken.

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