Licht aus. Vorhang auf. Nur ein Scheinwerfer spendet dem Szenario sein Licht. Eine junge Frau tritt auf die Bühne. Das Gesicht trägt Trauer in sich. Die Hände rot vom Blut. Die Tränen in den Augen finden nach und nach einen Weg, die Wangen entlang, zum Boden. Sie fällt auf die Knie. Die Geschichte beginnt. Die Geschichte eines Menschen, der doch nie mehr wollte als nur glücklich sein.
„Sollte es jemals wieder passieren, so weißt du genau, dass du deine Erwartungen nicht über deine Liebe stellen solltest.“
Im dichten Nebel stehend und weit in die Zukunft blickend, fragte sie sich, ob da draußen irgendwo Klarheit zu finden ist. Sie wusste genau wo sie stand, doch nicht wohin sie gehen sollte. Festen Boden unter den Füßen hatte sie lange schon nicht mehr. Links und rechts all diese eingerahmten Schattenbilder jener Erinnerungen, die festgenagelt an die Wände des Herzens einen bestimmten Platz einnehmen; und jeder Nagel schmerzt auch heute noch genau wie damals. Wenn sie sich im Kreise dreht, sieht sie, wie Anfang und Ende ineinander verschwimmen. Und schwimmen kann sie auch. Ob mit der Masse, weil sie, so alleine und klein, nur einer von vielen ist, und in der Masse größer scheint. Oder ganz in Einsamkeit gefangen gegen den Strom immer Richtung Licht. Doch tief im Meere gibt es kein Licht. Dunkelheit, vertraut und allgegenwärtig. Doch egal, ob es sich um das tiefe Schwarz des Meeres, oder um das triste Grau des Nebels handelt. Die Welt in voller Farbentracht kennt sie lange schon nicht mehr. Eine Hand ausgestreckt und nach Hilfe tastend findet sie irgendwann dann Halt im Strudel der Emotionen. Für einen Moment, vergänglich und kurz, ersehnt sie sich Stabilität und Vertrautheit. Doch Gewohnheit hämmert an die Tür des Kerkers ihrer Hoffnung und befreit sie wieder aus den Träumen allnächtlicher Naivität. Hört sie auch Hufe, so ist es kein Einhorn und auch kein Ritter in goldener Rüstung. Der Prinz bleibt auch dieses Mal in weiter Ferne und Einhörner gab es in ihrer Welt noch nie. Manchmal flirtet sie mit dem Tod und vermag kaum zu beschreiben wie sehr sie sich doch sehnlichst wünscht, er würde sie mit in sein Reich nehmen. Dorthin, wo alles vorbei ist; alles einfach ein Ende findet. In seinen Armen will sie einschlafen und nie wieder erwachen. Endlos träumen. Doch dann kitzelt die Sonne wieder auf ihrer Haut und die Trauer spiegelt sich im morgendlichen Tau wider. Trotz all der Niederschläge, erscheint nirgendwo ein Regenbogen. Auch dieser Schatz bleibt ihr verborgen, doch gräbt sie tiefer und tiefer, denn ganz unten war sie noch nie. Je tiefer sie kommt, desto mehr Leichen, längst vergangener Zeit, begegnet sie. Verrottet und Verwest; ist dieser Anblick doch nur halb so schlimm, wie der Blick gen Himmel. Das was direkt vor ihr liegt ist greifbarer als das, was weit über ihr zu sein scheint. Alles Greifbare ist ihr lieber, und nichts würde sie mehr freuen, als Teil dieser wurmstichigen Gesellschaft zu werden. Ganz tief unten stößt sie auf eine Kiste mit Flügel. Diese umgebunden fliegt sie engelsgleich wieder an die Weltoberfläche. Kaum an der Sonne, schmelzen die Flügel wie Wachs. Schon wieder hat ein Engel seinen Platz auf dieser Erde zugeschrieben bekommen. Ungewollt nimmt sie jetzt wieder Teil in diesem, von Regeln und Gesetzen heimgesuchten, Fleckchen Paradies. Hier unter Millionen anderer flügelloser Engel gilt es, sich selbst zu behaupten und stets an die Gesetze des Spiels zu denken. Denn wer sein Schicksal würfelt, sollte nicht an zufällige Regeln glauben.
Wir alle haben Regeln, die wir an uns selbst stellen. Wir nennen sie auch Prinzipien. Es sind die Regeln, die helfen uns selbst zu finden. Es sind Regeln, die uns vor uns selbst beschützen. Doch brechen wir diese Regeln, verlieren wir uns und niemand kann sagen, wie die Geschichte enden wird. … Euer:
Szynys