„Sag mal Papi, was ist ein Atheist?“, der kleine Marco zog mit weit geöffneten Augen am Hosenbein seines Vaters.
„Wo hast du das Wort denn aufgeschnappt?“ runzelte der Vater die Stirn und nahm Marco auf den Arm.
„Das hat heute der Erik gesagt. Er meinte, er sei ein Atheist.“
„Wie kommt der Erik denn dazu, so was zu sagen?“
„Wir haben in der Pause ‚Dorf‘ gespielt und alle sollten zur Kirche gehen. Erik wollte aber nicht zur Messe gehen, weil er Atheist sei.“
„Ein Atheist ist jemand, der nicht an Gott glaubt.“
„Was bedeutet ‚glauben‘?“
„Glauben heißt sich nicht sicher sein, ob etwas Wirklichkeit ist, aber fest davon überzeugt sein.“
„Heißt das, dass alle Menschen die an Gott glauben, nur davon überzeugt sind, dass es Gott gibt?“
„Für die Leute, die fest an Gott glauben, gibt es Gott auch.“
„Aber warum glauben sie dann nur an ihn?“
„Wie meinst du das?“
„Wenn es ihn doch gibt, dann muss man ja nicht an ihn glauben, dann weiß man ja, dass er da ist.“
„Gott kann man aber nicht mit seinen Sinnen wahrnehmen. Gott ist überall und in allem.“
„Ist Gott auch unendlich?“
„Ich denke schon.“
„Dann gibt es Gott doch.“
„Kannst du mir das erklären Marco? Ich versteh deinen Gedankengang nicht ganz.“
„Na guck doch mal Papi, meine Vorstellungskraft ist doch auch unendlich. Ich kann mir alles vorstellen und egal, was es ist, dadurch, dass ich es mir vorstelle, wird es wahr.“
„Du weißt aber nicht, wie Gott aussieht.“
„Muss ich doch nicht Papa, es weiß auch keiner wie Außerirdische aussehen und trotzdem gibt es viele Filme über sie.“
„Stellst du dir dann einfach irgendetwas oder irgendwen vor und nennst das dann Gott?“
„Ganz genau!“
„Doch dann bist du dir nie sicher, ob das wirklich DER Gott ist.“
„Wenn Gott wirklich unendlich ist, gibt es ihn in allen Formen, also ist jede Vorstellung von ihm richtig.“
„Stimmt, wie kann ein so kleiner Bursche nur so schlau sein.“
„Das hab ich doch bestimmt von dir Papa.“ Marco gab seinem Vater einen Schmatzer auf die Wange.
„Das ist lieb von dir mein Kleiner. So nun aber ab ins Bett. Es ist schon spät.“ Der Vater ließ den Jungen wieder zu Boden.
„Eine Frage noch Papa.“
„Was denn mein Junge?“
„Was bin ich denn jetzt? Wenn ich mir Gott nicht vorstelle, dann bin ich ja Atheist und wenn ich ihn mir vorstelle, dann weiß ich, dass es ihn gibt, also bin ich auch kein Gläubiger.“
„Dann entscheidest du ganz alleine, darüber, ob es Gott in deiner Welt gibt oder nicht, und kannst das ganz nach Belieben wieder umkehren? Willst du das damit sagen?“
„Jo.“
„Na dann Marco, dann bist du wohl Gott.“ der Vater lächelte.
„Stimmt. Ich bin Gott!“ Marco nickte zufrieden mit dem Kopf und lief in sein Zimmer.