Man hat die Frage in den Raum gestellt, ob wir mittlerweile in einer substanzlosen Welt leben? In einer Gesellschafft, die immer mehr in Substanzlosigkeit versinkt und wer nicht schwimmen kann, ertrinkt im Konsum? Die eigentliche Frage, die sich mir jedoch stellt, ist die, nach der Bedeutung dieser Substanzlosigkeit? In wie Fern ist es uns gestattet die Substanz, also den Wert einer Sache zu bestimmen und darüber zu urteilen? Hat nicht alles, was besteht, eine Daseinsberechtigung?
Eine Frage auf die ich keine Antwort haben will, wäre eine substanzlose Frage. Andere Beispiele wären das alkoholfreie Bier; der koffeinfreie Kaffee; die entkoffeinierte, zuckerfreie Cola-Zero-Light; usw. Doch auch die sozialen Netzwerke schaffen heute neue Möglichkeiten substanzlos zu werden. So kann jeder eine Freundschafftsanfrage versenden ohne diese Person jemals gesehen oder kennengelernt zu haben. Dies ist jedoch sicherlich kein Problem der Neuzeit, auch früher gab es schon Substanzlosigkeit. Eines der ältesten Gewerbe der Welt ist die Prostitution. Ist das nicht Sex ohne Liebe? Substanzlos, oder Mittel zum Zweck? Ist nicht jede dieser so genannten Substanzlosigkeiten ein „So-tun-Als-ob“?
Dieses „So-tun-Als-ob“ ist jedoch mächtiger als man es sich vorstellen kann. Man trinkt Bier ohne Alkohol und zeigt erste Trunkenheitserscheinungen. Man trinkt Kaffee ohne Koffein und kann nicht einschlafen. Man bekommt Medikamente ohne Wirkung, sogenannte Placebos, und ist kurz darauf wieder kerngesund. Es ist also nicht diese scheinbare Substanz, in der die Wirkung liegt, sondern es gibt eine andere treibende Kraft.
Auch wenn bei jeder Sache der eigentlich dafür erdachte Gedanke mittlerweile abhandengekommen ist, bleibt sie trotzdem bestehen. Diese Sache wurde Teil der Gesellschaft. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass sogar der Mensch selbst schon immer Substanzlos war. Nicht sehr viele Menschen leben des Lebens willen, sondern nur weil sie es nicht besser wissen und vielleicht nach der Substanz ihres Lebens suchen. Jetzt wird es kompliziert. Wenn jedoch die Suche selbst schon der Wert ist, widerlegt dies ein Fehlen dessen in sich selbst. Was zur Erkenntnis dessen führen muss, dass Substanzlosigkeit, also das Fehlen eines Wertes, gar nicht existieren kann. Wobei ich jetzt die Antwort auf die Frage nach der Daseinsberechtigung gegeben habe. Nicht das Bier ohne Alkohol ist substanzlos, sondern die Annahme dieser Substanzlosigkeit ist es.
Fehlt noch die Antwort auf die Frage, in wie weit wir jetzt in einer substanzlosen Gesellschaft leben. Wenn ich jetzt so darüber Nachdenke, brauch diese Frage keine Antwort. Da Substanzlosigkeit im inneren Sinne nicht möglich ist, ist es auch nicht möglich in einer substanzlosen Gesellschaft zu leben.
Das Kommen und Gehen von Werten und Substanzen gehört zum Kreislauf des Lebens. Alles was entsteht, erfüllt anfangs einen bestimmten Grund. Dieser Grund kann von Mensch zu Mensch anders sein, wird aber mit Sicherheit auch zugrunde gehen. Als Beispiel nehme ich den Kaffee. Kaffee wurde entdeckt wegen seiner belebenden Wirkung. Heutzutage trinkt man Kaffee eher nur noch als Statussymbol. Sogar diese „belebende“ Wirkung geriet irgendwann ins Fadenkreuz der Gesundheitskritiker und dem Kaffee wurde einfach die Wirkung entfernt. So kam es zum koffeinfreien Getränk, das nichts mehr mit dem zu tun hatte, wozu es anfangs erdacht wurde. Es fehlte die eigentliche Substanz. Der Kaffee jedoch blieb weiterhin Teil der Gesellschaft.
Es ist wie Oralsex mit der eigenen Schwester. Schmecken tut dies sicherlich richtig, jedoch ist es einfach nur falsch! In jeder Hinsicht!… Euer:
Szynys